Kinderhilfe Eritrea

Zur Geschichte Eritreas

Schon die Türken eroberten Eritrea als Teil ihres Osmanischen Weltreiches; später geriet das Gebiet unter ägyptische Herrschaft, denn zu allen Zeiten war das Rote Meer eine wichtige Handelsstraße zwischen Afrika, den arabischen Ländern und Indien. Mächtige Staaten waren bemüht, den 1200 km langen Küstenstreifen, der heute zu Eritrea gehört, unter ihre Kontrolle zu bringen.

Im 19. Jahrhundert erhöhte der Suezkanal das Interesse der Kolonialmächte an diesem Gebiet. Die Italiener setzten sich zunächst in der Hafenstadt Massawa fest und eroberten dann das Hochland. Eritrea war für sie die Plattform, um ein afrikanisches Kolonialreich zu schaffen. Die Hauptstadt Eritreas, Asmara, bauten sie für ihre Siedler und Soldaten aus als „zweites Rom“. Die einheimische Bevölkerung wohnte in getrennten Randbezirken. Die Stadt ist noch heute durch die beeindruckende Architektur (Art Déco, Rationalismo) aus dieser Epoche geprägt; im Juni 2017 erhielt sie den Titel UNESCO Weltkulturerbe.

Als italienische Kolonie wurde Eritrea in den Zweiten Weltkrieg hineingezogen: 1941 besiegte die britische Armee in einer dramatischen Schlacht bei Keren die italienische. Bis 1952 stand das Land unter britischer Militärverwaltung, dann verfügten die Vereinten Nationen ohne Befragung der eritreischen Bevölkerung eine Föderation Eritreas mit Äthiopien. 1962 annektierte Kaiser Haile Selassie von Äthiopien das Küstenland mit militärischer Intervention als 14. äthiopische Provinz. Damit begann ein 30 Jahre dauernder Kampf um die Unabhängigkeit des Landes, geführt zunächst von der ELF (Eritrean Liberation Front), dann von der EPLF (Eritrean People’s Liberation Front), die 1991 die äthiopische Armee besiegte. Dem militärischen Sieg folgte 1993 die politische Unabhängigkeit durch ein international überwachtes Referendum. Die EPLF benannte sich um in PFDJ (People´s Front for Democracy and Justice); ihre Vertreter regieren unter Präsident Isaias Afeworki bis heute das Land.

Nach einer kurzen Aufbauphase voller Hoffnungen brach 1998 ein Grenzkrieg mit Äthiopien aus, der 2000 mit dem Friedensvertrag von Algier endete. Seitdem standen sich an der äthiopisch-eritreischen Grenze die Streitkräfte beider Staaten gegenüber. Die Anerkennung des Friedensvertrages von 2001 durch den äthiopischen Präsidenten Abiye im Juni 2018 weckte große Hoffnungen auf eine friedliche Entwicklung. Getrennte Familien begegneten sich, äthiopische Geschäftsleute gründeten Firmen in Eritrea. Es gibt wieder Telefon- und Flugverbindungen.

Doch große Spannungen in der Region bleiben. Die Route durch das Rote Meer ist wichtig für den Welthandel; viele Großmächte unterhalten Militärbasen im benachbarten Djibouti. Der verheerende Krieg im Jemen geht weiter, Saudi-Arabiens Spannungen mit dem Iran sind gewachsen. So leben viele Menschen in Eritrea zwischen Hoffnungen und Befürchtungen, was die Zukunft ihres Landes betrifft.