Kinderhilfe Eritrea

Projekt gegen weibliche Genitalbeschneidung

Seit 2017 unterstützt unser Verein ein Projekt gegen die Genitalbeschneidung von Mädchen im Dorf Doroq in der Nähe von Keren, der zweitgrößten Stadt Eritreas.

Der Anstoß dazu kam von zwei Mitarbeiterinnen der deutschen Ärzteorganisation ARCHEMED, die bereits in Westeritrea ein entsprechendes Projekt organisiert hatten. Jetzt suchten sie nach der Finanzierung für ein ähnliches Projekt in Doroq, wohin der katholische Pfarrer des Ortes sie eingeladen hatte. Denn weibliche Genitalbeschneidung ist auf dem Land, in traditionell lebenden Gemeinschaften, noch immer eine übliche Praxis mit vielen Folgeproblemen für Frauen und Kinder (siehe Link: Informationen zu FGC in Eritrea).

Wir haben uns überzeugt, dass Aufklärung über die Risiken und Leiden der Genitalbeschneidung eine Chance bietet, in Doroq reale Veränderungen herbeizuführen, zumal durch die Mitarbeiterinnen von ARCHEMED und eine eritreische Fachfrau bereits gute Erfahrungen mit einem solchen Aufklärungsprojekt bestanden. Tatsächlich hat die eritreische Moderatorin Worku Zerai mit Hilfe einer ehemaligen Beschneiderin aus Doroq, die aus eigener Anschauung die schlimme Praxis aufgegeben hatte, bereits viel bewirkt.

Bisheriger Verlauf des Projekts

Worku hatte sich zunächst im Dorf bekannt gemacht, umgehört und informiert. So fand sie acht Personen, die als MultiplikatorInnen im weiteren Projektverlauf tätig geworden sind. Zu ihnen gehören der Administrator (Bürgermeister) von Doroq, die Leiter der örtlichen Grundschule und der Gesundheitsstation sowie eine sehr engagierte Vertreterin und ein Vertreter der Jugendorganisation NUEYS (National Union of Eritrean Youths and Students).

Die MultiplikatorInnen haben wir bei einem Besuch getroffen. Sie waren von Worku auf mehreren Treffen in das schwierige Thema eingeführt und durch einen Dokumentarfilm mit der brutalen Realität einer weiblichen Genitalbeschneidung konfrontiert worden. In unserer Gesprächsrunde zeigten sie sich tief erschüttert über diese Eindrücke. Der Administrator dankte uns, dass wir die Aufklärung ermöglicht hätten. „Es ist sehr gut, dass ihr hier seid“, sagte er. „Aber warum kommt Ihr erst jetzt? Wir hätten unsere Töchter früher schützen können!“

Bei der Veränderung der Situation spielen die Beschneiderinnen eine wichtige Rolle. Worku hat daher die traditionellen Geburtshelferinnen im Raum Doroq zusammengerufen, von denen erfahrungsgemäß viele auch als Beschneiderin tätig sind. Sie berichtete uns von einer heißen Diskussion, die aber durch Dehaba, die ehemalige Beschneiderin, in eine produktive Richtung gelenkt wurde.

Dehaba ist ein Glücksfall für das Projekt. Sie hatte den Mut, trotz Ausgrenzung, Anfeindungen und dem Verlust ihres Einkommens die Beschneidung von Mädchen zu verweigern. Seit Workus Ankunft ist sie hoch motiviert, den Prozess mit allen Kräften zu unterstützen.

Ab Mai 2018 führte Worku zehn Seminare mit Gruppen der Dorfbevölkerung durch, in denen sie sachliches Wissen über die Risiken und Schmerzen weiblicher Genitalbeschneidung und ihre lebenslangen Folgen vermittelte. Die Gruppen waren alters- und geschlechtsspezifisch zusammengestellt; dazu passende Multiplikatoren brachten ihre lokalen und sprachlichen Kenntnisse ein (die Bevölkerung von Dorok gehört zur relativ kleinen Sprachgemeinschaft der Bilen).

Seit Juni 2018 wurde ein neuer Pfarrer in Doroq eingesetzt, Father Quasien mit einem Assistenten, Father Adonay, die sich beide für die Fortführung des Projektes einsetzen.
Unterstützt durch den Administrator hat Worku seit 2019 begonnen, das Projekt auf neun umliegende Dörfer auszuweiten. Sie hat bereits Seminare mit den Hebammen/Beschneiderinnen und mit Bewohnerinnen und Bewohnern aus einigen Dörfern durchgeführt.

„Kinderhilfe Eritrea“ hat im Jahr 2018 die Seminare für die Dorfbevölkerung finanziell unterstützt und darüber hinaus die Aufführung eines Theaterstücks in Doroq gegen die Genitalbeschneidung von Mädchen finanziert (siehe Link: Ein Drama gegen FGC).

Wir haben weitere Unterstützung zugesagt, denn die Veränderung von Einstellungen und Verhalten braucht Zeit!